Die Chakras

 
Die Chakras sind Energiezentren des subtilen Körpers.
Man stellt sie sich als sieben (nach manchen Lehren auch drei, fünf, acht, neuen oder zwölf) Zentren vor, die entlang der feinstofflichen Wirbelsäule angelegt sind. Sie strahlen auch nach vorne zum Körper aus, die Zone der Ausstrahlung nennt man Kshetram oder Blume des Chakra.

Übersicht über die Chakras nach dem tantrischen 7-Chakra-System:

Das 1. Chakra, Muladhara oder Wurzel-Chakra, liegt an der Basis der Wirbelsäule am Perineum. Es hat 4 Blütenblätter, sein Yantra ist ein ockergelbes Quadrat, das für das Element Erde steht, sein Bija-Mantra ist "lam".  Seine Qualitäten sind Festigkeit und Beständigkeit, auch Trägheit und Weltlichkeit.

Das 2. Chakra heißt Svadishthana oder Sexual-Chakra, liegt in der Höhe des Kreuzbeines, sein Kshetram strahlt in der Höhe des Schambeins nach vorne. Es hat 6 Blütenblätter, sein Yantra ist ein silberner Halbmond, der für das Element Wasser steht, sein Bija-Mantra ist "vam".  Seine Qualitäten sind Energiefluss und Fluss der Emotionen und der Sexualkraft, aber auch Unbewusstheit und Bedüftigkeit haben hier ihren Ort.

Das 3. Chakra heißt Manipura oder Nabel-Chakra, liegt in der Höhe des 1. Lendenwirbels, sein Kshetram strahlt in der Höhe des Nabels nach vorne. Es hat 10 Blütenblätter, sein Yantra ist ein rotes Dreieck mit der Spitze nach unten, das für das Element Feuer steht, sein Bija-Mantra ist "ram".  Seine Qualitäten sind Ego-Kraft und Durchsetzungsvermögen, aber auch Aggression, Macht über andere und das niedrige Mentale haben hier ihren Ort.

Das 4. Chakra heißt Anahata oder Herz-Chakra, liegt in der Höhe der Brustwirbel, sein Kshetram strahlt in der Höhe des Herzens nach vorne. Es hat 12 Blütenblätter, sein Yantra ist ein blaurauchiger sechszackiger Stern, das für das Element Luft steht, sein Bija-Mantra ist "yam". Seine Qualitäten sind Mitgefühl und Freundlichkeit gegenüber allen Wesen, hier beginnt sozusagen schon das Transpersonale. Hier konstelliert sich die Geburt des Wahren Selbst. 

Das 5. Chakra heißt Vishuddha oder Hals-Chakra, liegt in der Höhe der Halswirbel, sein Kshetram strahlt in der Höhe des Halses nach vorne. Es hat 16 Blütenblätter, sein Yantra ist ein Kreis um eine Dreieck ( alternativ ein schwarzes Ei), das für das Element Äther bzw. Raum steht, sein Bija-Mantra ist "ham".  Seine Qualitäten eine tiefe Kenntnis der eigenen Bestimmung und Kraft, Selbstausdruck und Kreativität.

Das 6. Chakra heißt Ajna oder Stirn-Chakra, liegt in der Mitte des Kopfes, sein Kshetram strahlt zwischen den Augenbrauen nach vorne. Es hat 2 Blütenblätter, sein Yantra ist ein weißer Kreis mit zwei Blütenbättern wie Flügel. Es steht für die höheren subtilen geistigen Elemente, sein Bija-Mantra ist "om".  Seine Qualitäten sind INtuition, ERkennen der wirklichen geistigen Zusammenhänge, glorreiche Vision der spirituellen Bereiche.

Das7. Chakra heißt Sahasrara oder Scheitel-Chakra, liegt oberhalb des gehrins auf dem Scheitel wie ein tausendblättriger weißer (in manchen Schulen roter) Lotus. Hier kommt es zu einer vereinigung von Shiva und Shakti und damit zum vollständigen, vollkommenen Erleuchtungszustand, in dem alle Dualitäten und Gegensätze sich aufheben. Deshalb können hier auch keine spezifischen Eigenschaften mehr festgestellt werden.

Wie sind die Chakras zu verstehen?

Die Chakras sind feinstoffliche Organe des Subtilkörpers, die etwa tennisballgroß entlang der Wirbelsäule angeordnet sind. In jedem energetischen Körper wirkt die Shakti in Form von Kundalini-Energie in verschiedener Dichte und Intensität. Bei der Mehrzahl der Menschen befinden sich die Chakras in einer Art Dämmerzustand. Wenn die Kundalini zu fließen anfängt, beginnen die Chakras nach und nach zu erwachen
Chakras haben feinstoffliche, mystische Aspekte, energetische und pranische Auswirkungen, psychische und funktionelle Wirkungen.
Chakras im erweckten Zustand haben eine höhere Schwingung, was zu vielen Bewusstseinsveränderungen führt. Dieser Prozess ist eng mit dem Aufstieg der Kundalini-Energie verbunden 

Die Chakras fungieren als Energiespeicher, um aufgenommenes Prana zwischenzuspeichern, und zugleich als Transformatoren, die das Prana erhöhen bzw. drosseln sowie in verschiedene Frequenzen transformieren. Laut Sukadev Bretz ist die Frequenz des Prana desto höher, je höher das Chakra auf der Wirbelsäule liegt.
Der Übende kann sich yogischen Lehren zufolge durch die Chakras mit transzendenten kosmischen Qualitäten verbinden. Die völlige Erweckung eines Chakra vermittelt dem Yogi außergewöhnliche Fähigkeiten, die als Siddhis bezeichnet werden.
Man könnte auch sagen, Chakras sind wie elektrische Geräte, die für die verschiedenen Organfunktionen, Emotionen und geistigen Fähigkeiten verantwortlich sind 

Die Bedeutung des Wortes Chakra (Rad) legt nahe, dass die Zentren in Bewegung sind. Ein Chakra gleicht einem wirbelnden Energiestrudel am Verbindungspunkt zwischen Körper und Geist.
Obwohl die Chakras am ehesten so etwas wie Organe des Subtilkörpers sind, haben sie auch Zugang zum grobstofflichen Körper und dem Kausalkörper.

In kausalen Visionen sind die Chakras oft das einzige Gegenständliche, was noch wahrgenommen wird.
Im Grobstofflichen entsprechen die Chakras weitgehend den Drüsen und den Nervenplexi des autonomen Nervensystems . Der japanische Grenzwissenschaftler Hiroshi Motoyama behauptete, in der Lage zu sein, die Chakras mit einem Messgerät zu lokalisieren. 

Abschließend möchte ich ein langes Zitat von Ken Wilber anführen, der eine klare Sicht auf das Phänomen wirft:
„Meiner Meinung nach besteht der wirkliche Test einer jeden Theorie über subtile Energien darin, ob sie angemessen die Chakras erklären kann. Das Chakra-System ist sowohl wunderbar einfach wie auch verwirrend kompliziert, aber seine Berücksichtigung ist eine Grundvoraussetzung für jede Theorie subtiler Energien.
Zum einen sind die Chakras tatsächlich Stufen einer evolutionären Entfaltung: „Im Verlauf des spirituellen Wachstums muss ein Mensch die evolutionäre Leiter Stufe für Stufe durch diese Dimensionen hindurch aufsteigen, und so Schritt für Schritt seine Bewusstheit für diese höheren Bereiche erhöhen" 
Jedes Chakra hat diese drei Dimensionen , und darum ist jedes Chakra auch ein Vermittler zwischen den grobstofflichen, subtilen und kausalen Energien, die in jedem Chakra kreisen. Die Chakras fungieren als Vermittler zwischen den drei Dimensionen [grobstofflich, subtil und kausal], und können die Energie einer Dimension in die einer anderen verwandeln."
Jede dieser drei Energie/Körper Dimensionen hat bei jedem Chakra ebenso ihren entsprechenden Geisteszustand (d.h. eine Version von Zuständen des Wachens, Träumens und des Tiefschlafes, die mit den grobstofflichen, subtilen und kausalen Energien in Beziehung stehen, sodass jedes der sieben Chakras einen grobstofflichen Körpergeist enthält, einen subtilen Körpergeist und einen kausalen Körpergeist).
Das Gesamtbild der Chakras ist daher ziemlich anspruchsvoll, und entspricht genau den „Grundaussagen" des Vedanta- Modells der drei Zustände, drei Körper und fünf Ebenen - das Chakra-System deckt praktisch all diese Grundlagen ab. Im Grunde ist es einfach eine leicht erweiterte Version dieses Modells, mit sieben Ebenen anstelle von fünf.
Doch das Gesamtbild ist stimmig: die sieben Chakras sind sieben Ebenen der Entwicklung bzw. der Evolution. Jede dieser Ebenen existiert in drei Haupt-Dimensionen: grobstofflich, subtil und kausal. In der grobstofflichen Dimension sind die Chakras mit den Organen und Systemen des Körpers verbunden, wie z.B. den Genitalien, dem Solarplexus, dem Herzen, dem Kehlkopf, und der Hirnanhangdrüse. In der subtilen Dimension erscheinen die Chakras so, wie sie meist dargestellt werden, als die subtilen Zentren der Energie und des Bewusstseins, angeordnet entlang der Wirbelsäule (mit sekundären Meridianen wie sie z.B. in der Akupunktur dargestellt sind). In der kausalen Dimension sind die sieben Stufen derart subtil und feinstofflich, dass sie ihre definierenden Merkmale zu verlieren beginnen, doch sie sind immer noch gegenwärtig als der kausale Grund und als Unterstützung aller Junior-Ebenen und Dimensionen – Vajrayana nennt sie „die sehr subtilen Chakras".
Dies bedeutet, dass jedes der sieben Chakras eine grobstoffliche, subtile und eine kausale Energiedimension besitzt. Motoyama weist darauf hin, dass jedes Chakra wie eine Schaltstelle zwischen diesen drei Energien – so wie sie in diesem Chakra auftreten – fungiert (z.B. kann das Kehlkopfchakra die grobstoffliche Energie der Nahrung in subtile Energie umwandeln, oder kausale in subtile Energie umwandeln usw.)
Wie ich schon sagte, ist das Chakra-System sowohl wunderbar einfach wie auch verwirrend kompliziert, aber insgesamt betrachtet ist es das einfachste Modell, welches auf eine angemessene Weise mit drei Sachverhalten - deren Existenz wir kennen - umgehen kann: Bewusstseinszustände, Bewusstseinsstufen, und die damit in Verbindung stehenden Energien, all das kann ziemlich nahtlos in einem derartigen Modell miteinander verwoben werden. Mehr wird derzeit nicht benötigt; und weniger wäre unzureichend" (Ken Wilber)

Anzahl der Chakras

In den ursprünglichen Texten, die Bewusstseinszentren im Körper erwähnen, also den späten Upanishaden, wird von vier Plätzen der Seele gesprochen: Nabel, Herz, Kehle und Kopf. In der Yogatattva Upanishad spricht man von fünf Zentren, die mit den fünf Elementen korrespondieren.

Die meisten buddhistischen Schulen haben auch ein System mit vier Chakras: Nabel, Herz, Kehle und Kopf, wo manchmal noch ein fünftes, das Genitalchakra dazugefügt wird.
Teilweise herrscht dieses Fünf-Chakra-Modell auch im stark vom Vajrayana beeinflussten kaschmirischen Shivaismus.
Im verwandten chinesischen Taoismus gibt es mit den Tan-Tiens eine vergleichbare Konzeption. Tan-Tiens gibt es drei: im Bauch, im Herzen und im Kopf. 

In der Shakta- und Kaula-Tradition und von da ausgehend in den meisten Hindu-Yoga-Systemen geht man in der Regel von einem Sieben-Chakra-Modell aus.
Vereinzelt kommen auch Theorien vor, die auf acht, neun, zehn, zwölf oder mehrere Chakras zurückgreifen.

Sind die Chakras ontologisch real?

In der tantrisch-buddhistischen Lehre werden die Chakras explizit als bloße Projektionen und Meditationsobjekte des Praktizierenden betrachtet.
Die Hindu-Tantra-Schulen äußern sich zu dieser Tatsache manchmal nicht eindeutig. Im Gegensatz dazu ist die theosophische Chakra-Schule überzeugt, dass die Chakras reale Gebilde im feinstofflichen Körper sind.

Wo befinden sich die Chakras?

Die meisten Autoritäten lokalisieren die fünf unteren Chakras in der Wirbelsäule, einige jedoch mitten im Rückenmark, andere eher an der Vorderseite der Wirbelsäule. Im buddhistischen Tantra und in der buddhistisch beeinflussten neo-tantrischen Lehre von Osho erscheint es zweckmäßiger, die Chakras in einem fiktiven Zentralkanal mitten im Körper zu visualisieren.

Verschiedene tantrische Autoren sind der Auffassung, dass ein Chakra zwar in der Wirbelsäule sitzt, sein kshetram“ Blume) aber nach vorne zur Körpervorderseite strahlt.
Nicht immer eindeutig ist es, ob die Chakras auch nach hinten strahlen.

Chakras und Involution

Im indischen Kulturkreis ist die Auffassung verbreitet, dass die Chakras die Entsprechungen der verschiedenen kosmischen Aspekte im menschlichen Mikrokosmos sind.

Nach der tantrischen Theorie wurde die Welt durch Involution (Gegenteil von Evolution) erschaffen, indem das ursprünglich Göttlich Ungeteilte sich in zwei Pole ausdifferenzierte, die man als Shiva/Shakti, Bewusstsein/Materie oder eben männlich/weiblich beschreiben. Im weiteren Verlauf kam es zu immer gröberen Ausdifferenzierungen hin zu den Elementen Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde.

Nach dem magischen Weltbild der Tantras entspricht der menschliche Körper in seiner Bauweise als Mikrokosmos den Vorgängen im Makrokosmos. Das Ungeteilte entspräche hier dem Scheitelchakra Sahasrara, die Ebene der Shiva-Shakti-Polarität dem 3. Auge (Ajna). Raum korrespondiert mit dem Halschakra Vishuddha, Luft mit dem Herzchakra Anahata, Feuer mit dem Nabelchakra Manipura, Wasser mit dem Sexualchakra Svadishthana, Erde mit dem Wurzelchakra Muladhara.

Evolution ist nun die Umkehrung dieser Entwicklung und das Sich-Auflösen des Gröberen ins immer Feinere. Dem entspricht der Aufstieg der Lebensenergie durch die Chakras angefangen mit den groben Energien des Muladhara bis zu der Verschmelzung von Shiva und Shakti im Sahasrara. Tatsächlich kennt Tantra und Yoga diesen Prozess des Aufstiegs der Energie durch einen subtilen Kanal entlang der Wirbelsäule. Dieser Energieaufstieg ist sehr spektakulär und ist von vielen Nebenerscheinungen begleitet, führt beim Menschen jedoch zur völligen Befreiung und Erleuchtung. Die Energie, die die Wirbelsäule aufsteigt, wird Kundalini genannt. In der indischen Vorstellung schläft sie zusammengerollt wie eine Schlange im unteren Chakra. Durch tantrische Praxis oder andere Möglichkeiten kann sie erweckt werden. Menschen mit erwachter Kundalini sind immer an die Lebensenergie, die kreativ, schöpferisch und unerschöpflich ist, angeschlossen. Dieser Zustand wird als segensreich erachtet und ist Ziel der tantrischen Bemühungen.