Intregrales Tantra

 
Tantra ist also in seiner Essenz eine körper- und genussfreundliche Form von Spiritualität, welche jedoch immer große Disziplin und Entschiedenheit abverlangt sowie einen besonders engen Kontakt zu einem Lehrer, der initiiert und begleitet. Der Preis ist ein Leben in Seligkeit, Wahrheit und von leidenschaftlicher Souveränität angesichts der physischen Lebensereignisse.
Dabei spielt Philosophie nur soweit eine Rolle, als sie die Erfahrung strukturieren kann und handlungsleitend wirkt. Die Erfahrung ist entscheidend. Es geht nicht darum zu glauben, sondern die Wahrheit der Behauptungen zu erfahren und zu wissen.

Im letzten Jahrhundert hat sich angesichts der größer gewordenen Freiheit im Bereich des Sexuellen ein Bedürfnis nach einer spirituellen Praxis aufgetan, die die Sexualität mit einschließt. Im Zuge dessen wurde das alte Tantra wieder entdeckt und fand in einer verflachten Form große Verbreitung im Westen. Die Waffe ist allerdings stumpf geworden – Tantra ist eher einlullend als transformierend.
Der Bedarf nach einer Revision ist groß: lässt sich der tantrische Weg, vom Mief des Mittelalters entstaubt, auch für Menschen der Nach-Aufklärung anbieten, so dass er mit der ihm eigenen Durchschlagskraft wirken kann?
Meine Hoffnung ist, dass die Lehre von Ken Wilber, die Integrale Theorie, angewandt auf die antike tantrische Theorie und Praxis, uns Wege zeigen kann, wie ein solches integrales Tantra als Praxis für das 21. Jahrhundert möglich wird.